
Liebe Gemeinde,
diesen Monat habe ich mir gedacht, die Predigt von Marcel Beerdigung zu veröffentlichen. Ich hoffe diese Worte ermutige uns alle. Seid reich gesegnet!
Als ich vor etwas über einem Jahr einen Anruf bekam, dass es da einen jungen Mann gibt, der sich gerne taufen lassen möchte, hatte ich noch keine Ahnung, was für einen wundervollen Menschen Gott mir über den Weg laufen lässt. Man sagte mir, Marcel sei schwer krank. Aber was man mir auch noch sagte war, dass er einen wirklich starken Glauben an Gott hat. Ich bekam die Handynummer von Marcel. Ich rief ihn an und hatte einen wirklich netten jungen Mann am Hörer. Wir machten einen Termin und ich fuhr kurz darauf nach Rechberghausen. Als Marcel aus der Wohnung kam, war ich tief bewegt. Auf mich kam ein junger Mann zugelaufen, der offensichtlich schwer zu kämpfen hatte, was mich aber wirklich überwältigt hatte, war seine positive Einstellung. Ich meine es ist so, wenn man sich mit Marcel unterhalten hat, dann hatte man nicht das Gefühl, dass er niedergeschlagen war. Marcel hatte die unglaubliche Fähigkeit, die Aufmerksamkeit weg von der Krankheit hin zu dem was schön ist zu lenken. Dinge die ihm Freude gemacht haben, Dinge die ihn glücklich gemacht und ihn ausgefüllt haben. Ganz besonders seinen Glauben an Jesus Christus.
Als ich Marcel das letzte Mal besuchte, fragte ich ihn, ob es einen Bibeltext gibt, der ihm besonders wichtig geworden ist. Marcel nannte mir zwei Verse aus dem Neuen Testament. Der erste Vers steht im Hebräerbrief.
1 Was ist nun also der Glaube? Er ist das Vertrauen darauf, dass das, was wir hoffen, sich erfüllen wird, und die Überzeugung, dass das, was man nicht sieht, existiert.
Als Marcel mir diesen Bibelvers nannte, war meine erste innere Reaktion: „Puh, das wird herausfordernd Marcel“ aber je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr verstand ich, dass Marcel hier etwas tat, was aus einer reinen menschlichen Perspektive nicht zu erklären ist.
Ihr Lieben, haben wir eine Vorstellung darüber, was Marcel dadurch zum Ausdruck gebracht hat und uns allen heute damit sagen möchte? Viele von uns haben geglaubt und gehofft und gebetet, dass Marcel gesund wird. Ärzte und Pfleger haben alles menschlich Mögliche getan, um Marcel zu heilen. Ich würde behaupten, viele haben geglaubt, viele haben gehofft. Auch Marcel hat geglaubt, hat gehofft und hat gebetet. Ich weiß nicht wie viele Gebetssprachnachrichten Marcel und ich uns zugeschickt haben. Wir alle haben es sicher schon in den unterschiedlichsten Lebensbereichen erlebt. Wir glaubten für Dinge, wir hofften für Dinge, wir beteten sogar für bestimmte Dinge. Was passiert, wenn diese Dinge nicht eintreten? Wie gehen wir damit um? Was tun wir mit dem Glauben den wir aufgebracht haben? Was machen wir mit der Hoffnung? Was passiert mit den Gebeten? Verstummen sie? Schwindet die Hoffnung? Löst sich der Glaube auf?
Als wir alle mitbekommen haben, dass es Marcel zunehmend schlechter geht, war jeder einzelne von uns mit unserem Glauben und unserer Hoffnung konfrontiert. In solchen Momenten stellt man sich vielleicht manchmal die Frage, was es überhaupt bringt zu glauben? Was bringt es zu hoffen? Die Frage, was der Glaube ist, ist eine zutiefst menschliche Frage, die sich jeder in seinem Leben an unterschiedlichen Stellen stellt. Vielleicht ist der eine oder andere durch den Tod von Marcel mehr denn je damit konfrontiert. Wo gehen wir hin mit diesen Fragen? An wen wenden wir uns? Trauen wir uns, diese Frage zu stellen?
Ich glaube, Marcel hat ganz bewusst diesen Bibelvers gewählt. Vielleicht ahnte er, dass der ein oder andere genau mit dieser Frage konfrontiert ist. Und auch wenn wir uns nicht trauen, diese Frage zu stellen, Marcel stellte sie für uns. Aber er belies es nicht nur mit dieser Frage.
In dem Vers heißt es: Glaube ist das Vertrauen darauf, dass das, was wir hoffen, sich erfüllen wird, und die Überzeugung, dass das, was man nicht sieht, existiert.
In der Zeit, in der ich Marcel kannte, hat er immer wieder folgendes gesagt: “Gott ist gut!“ Haben wir genau hingehört? Marcel hat nicht nur geglaubt, dass Gott ihn heilen kann. Marcel sagte, dass Gott keine Fehler macht, dass Gott gut ist!
Auf Hebräer 11,1 bezogen kann man es auch so ausdrücken: Glaube ist die Fähigkeit, an den zu glauben, den man nicht sieht. Es ist aber auch die Fähigkeit dann zu glauben, wenn man nicht sieht.
Das ist der wahre Grund, warum Marcel nie sein Lachen verloren hat. Das ist der Grund, warum Marcel auf seinem YouTube Kanal zum Schluss sein Lebenszeugnis gegeben hat, damit jeder diesen Glauben, den er geschenkt bekommen hat, auch geschenkt bekommt. Marcel hätte Grund genug gehabt über das Internet negative Stimmung zu verbreiten. Er hätte die Aufmerksamkeit darauf ziehen können, wie schlecht es ihm doch geht. Aber nein, er nutzte alle Kanäle, die ihm zur Verfügung standen, um uns und der ganzen Welt zu sagen, wie sehr er Jesus liebte. Und dass es nichts Wichtigeres auf dieser Welt gibt, als Jesus in sein Leben einzuladen. Er sprach immer von „Seinem Weg zu Jesus“.
Und jetzt komme ich zu dem zweiten Vers, den sich Marcel gewünscht hat.
Jesus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.
Weg
Jesus sagt, er ist der Weg.
Jeder Mensch befindet sich auf irgendeinem Lebensweg. Es kann passieren, dass sich die unterschiedlichen Wege irgendwann einmal kreuzen. Unsere Wege kreuzen sich heute, weil wir um Marcel zu gedenken hier versammelt sind. Wenn wir den Abschluss heute machen, trennen sich unsere Wege. Jeder geht wieder seines Weges und vermutlich werden sich bei den meisten von uns die Wege nicht mehr kreuzen. Aber auch wenn unsere Wege sich nie wieder kreuzen, gibt es doch etwas, was uns für immer verbinden wird. Wir haben alle Marcel gekannt und geliebt. Selbst wenn wir uns nie kennenlernen, haben wir doch mindestens eine Gemeinsamkeit. Marcel ist in unser aller Herzen. Es ist erstaunlich, was für einen Einfluss Marcel auf uns alle hatte.
Bei seiner Taufe im November 2020 hat Marcel folgendes gesagt. Jeder kann es auf seinem YouTube Kanal anhören. „Ich will euch ermutigen. Vertraut immer auf Gott. Er ist immer da“.
Marcel war der, der er war, weil er Jesus über den Weg gelaufen ist. Er wollte immer von “seinem Weg zu Jesus” erzählen, weil er einen Weg gefunden hat, der besser war, als sein bisheriger Weg.
Wahrheit
Jesus sagt, er ist die Wahrheit.
Marcel hat auf diesem Weg nicht nur irgendeine Wahrheit gefunden. Er hat DIE Wahrheit gefunden. Die Wahrheit, dass er bedingungslos geliebt ist. Die Wahrheit, dass man für alle Fehler und alles Versagen bei Gott um Vergebung bitten kann. Die Wahrheit, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Die Wahrheit, dass Jesus Christus für alle Sünden ans Kreuz gegangen ist. Die Wahrheit, dass man Glücklich sein kann, auch wenn man Leid durchlebt. Die Wahrheit, dass Gott einem Frieden gibt, auch wenn es um einen herum stürmt und tobt. Die Wahrheit, dass man nicht tiefer fallen kann, als in Gottes Hände. Die Wahrheit, dass Gott einen durch alles hindurchträgt. Die Wahrheit, dass Gott heilen kann, auch wenn die Heilung nicht eintritt. Die Wahrheit, dass Gott immer gut ist. Niemand konnte ihm diese Wahrheit nehmen. Nicht einmal der Tod.
Leben
Jesus sagt, ich bin das Leben.
Was meint Jesus damit? An einer anderen Stelle sagt Jesus:
25 Jesus sagte…: »Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.
Lasst es mich mit meinen Worten ausdrücken, woran Marcel geglaubt hat. Und nicht nur Marcel. Ich glaube das auch. Und viele andere auch, die heute hier versammelt sind. Jesus sagte sinngemäß folgendes: Wenn du an mich glaubst, wenn du glaubst, dass es mich gibt. Wenn du glaubst, dass ich vor 2000 Jahren für deine Sünden ans Kreuz gegangen bin, dann wirst du zwar hier auf der Erde eines Tages einen natürlichen Tod sterben. Aber in dem Moment, wenn du hier auf der Erde deine Zelte abbrichst, wirst du bei mir in der Ewigkeit in ein neues zu Hause einziehen. Marcel glaubte daran, dass er jetzt in diesem Moment, wenn wir um seinen Verlust trauern, es ihm gut geht und er bis in alle Ewigkeit in Gottes Gegenwart weiterlebt. Das war der Grund, warum Marcel keine Angst vor dem Tod hatte.
Als ich mit Marcel allein saß und mit ihm über diesen Tag sprach sagte ich ihm folgendes: „Weißt du Marcel, wenn Gott dich hier auf der Erde nicht heilen sollte und es hier zu Ende geht, dann wäre es vielleicht gut, wenn wir uns noch mal kurz darüber unterhalten, was du für diesen Moment heute auf dem Herzen hast.“ Marcel schaute mich an und sagte folgendes.
Also, wenn Gott mich hier nicht heilt…Dann möchte ich, dass du den Menschen sagst:
„Was ist nun also der Glaube? Er ist das Vertrauen darauf, dass das, was wir hoffen, sich erfüllen wird, und die Überzeugung, dass das, was man nicht sieht, existiert.
Jesus sagte…: »Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“
Mit seinen letzten Worten auf seinem YouTube Kanal möchte ich diese Predigt beenden:
Marcel sagte: „Ich will, dass so viele wie möglich, dass so viele Menschen wie möglich zu Jesus kommen und anfangen zu glauben, dass da jemand ist, der sie liebt, unendlich liebt…Du bist unendlich geliebt. Du bist einzigartig und kein Zufallsprodukt!“
Amen
Jürgen Justus